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Streit um Adblocker geht weiter

Nachdem der Springer-Verlag vor dem Kölner Landgericht erfolglos gegen die Werbeblocker klagte, versucht er auf bild.de mit dem „BILDsmart“-Abonnement nun, den AdBlocker anderweitig zu umgehen.

Für die Verlagshäuser ist es schon länger ein Graus: Für ihre lukrativen Werbekunden werden die digitalen Zeitungsangebote immer uninteressanter. Schuld daran ist der so genannte „AdBlocker“, ein vom Anbieter Eyeo entwickeltes Online-Tool, das automatisch Werbeanzeigen auf Internetseiten blockt. Einmal installiert, schaltet der AdBlocker die Anzeigen auf jeder angewählten Seite automatisch aus. Mittlerweile hat das praktische Werkzeug viele Anwender gefunden.

Verlage wehren sich

Den Verlagen läuft diese Entwicklung natürlich gegen den Strich: Viele Portale finanzieren sich zu großen Teilen über das Geschäft mit den Werbekunden. Wer beispielsweise das bekannte Magazin bild.de aufruft, findet neben bunten Artikel-Teasern auch zahlreiche Werbeboxen. Gerade in der bunten Bilderwelt von bild.de dürfte es manch einem auf den ersten Blick schwer fallen, zwischen journalistischen Beiträgen und Werbeanzeigen zu differenzieren. Dennoch verklagte der Springer-Verlag, der neben bild.de noch verschiedene andere Zeitschriften vertreibt, Eyeo. Der Adblocker und das so genannte „Whitelisting“-Modell, mit dem Unternehmen sich vom Adblocker quasi freikaufen können, sei, so Springer, rechtswidrig. Das Kölner Oberlandesgericht sah dies allerdings anders und wies die Klage ab.

Abo statt Anzeigen

Nun wehrt sich der Publisher auf anderem Weg. Wer den Adblocker aktiviert hat und auf bild.de geht, kann ab sofort keine Artikel mehr lesen. Stattdessen erhält man den Hinweis, dass nur durch einen Verzicht auf die Werbeausblendung oder ein spezielles „BILDsmart“-Abonnement der Zugriff erlaubt sei. Der neue Zugang kostet 2,99 Euro pro Monat und soll ein weitestgehend werbefreies Lesen sowie 50% schnellere Ladezeiten ermöglichen. Mit dieser Lösung wolle sich das Magazin schützen, seine Finanzierung sicherstellen und auf die „unterschiedliche[n] Nutzer-Bedürfnisse“ eingehen. Die Abo-Pflicht trifft allerdings auch Kunden, die bereits ein BILD-Abo haben und auf den kompletten Inhalt des Online-Portals zugreifen können.

Das digitale Problem der Verlage

Der Fall des AdBlockers zeigt, in welchem Dilemma die Verlagshäuser derzeit mit ihren Online-Angeboten stecken. Zu wenig Kunden nutzen kostenpflichtige Abonnements, die freien Inhalte sind für viele Leser meist ausreichend. Einzelne, kostenpflichtige Artikel herunterzuladen lockt bisher auch nicht genug Kunden und ein Abo-Zwang weckt die Angst, Interessenten an die zahlreich vorhandene Konkurrenz zu verlieren. Alternative Journalismus-Projekte, wie krautreporter.de, die sich rein über ihre Leser-Abos finanzieren, zeigen hierzulande bisher auch eher mäßigen Erfolg. Nun sieht sehen sich bild.de & Co noch mehr in die Enge getrieben. Auch die F.A.Z. weist auf ihrer Homepage auf die missliche Lage hin, sperrt ihre Leser bisher aber noch nicht aus.

Immer mehr Lesern bevorzugen den Weg, sich online über Neuigkeiten und Interessensgebiete zu informieren – übermäßige Werbung ist da oft störend und selbst billige Abos scheinen angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen, wenig lukrativ. Wie die Verlagslandschaft in Zukunft dennoch regelmäßig hochwertige Beiträge bereitstellen soll, bleibt also spannend.

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